Schiedsverfahren in Spanien: Vorteile, Marktstellung
MASC und Ley Orgánica 1/2025
Von unserem DIRO-Anwalt in Barcelona, Herr Nils Döhler, Tel: +34667940787 , E-Mail: ndohler@dauss.es , www.dauss.es
Mit Inkrafttreten der Ley Orgánica 1/2025 wird in Spanien die Nutzung von MASC (Mecanismos Adecuados de Solución de Controversias) zur zwingenden Vorstufe gerichtlicher Zivil- und Handelssachen. Für die Schiedsgerichtsbarkeit gilt diese Pflicht jedoch ausdrücklich nicht. Schiedsverfahren sind keine „Bedingung“ im Sinne des Gesetzes, sondern ein eigenständiger Streitbeilegungsmechanismus. Dies steigert ihre Attraktivität: Parteien können ohne vorgeschaltete MASC unmittelbar ein Schiedsverfahren einleiten und so schneller zu einer verbindlichen, international vollstreckbaren Entscheidung gelangen. Zugleich bleibt es möglich, Mediation oder andere MASC freiwillig vorzuschalten. Damit ergibt sich eine klare Rollenverteilung: Während MASC die staatliche Justiz entlasten soll, positioniert sich das Schiedsverfahren als flexibles und effizientes Alternativmodell, das gerade im internationalen Wirtschaftsverkehr zunehmend nachgefragt wird.
Wann und warum Schiedsverfahren vorteilhaft sind
Schiedsverfahren punkten vor allem bei grenzüberschreitenden Handelssachen: Parteien können Verfahrensregeln, -sprache und Schiedsrichter wählen, die Sache bleibt vertraulich, und der Schiedsspruch ist aufgrund der New Yorker Convention 1985 (Convention on the Recognition and Enforcement of Foreign Arbitral Awards) in der Regel weltweit leichter vollstreckbar als ein staatliches Urteil. In Spanien bildet das Schiedsgesetz 60/2003 (weitgehend am UNCITRAL-Modell orientiert) den stabilen Rechtsrahmen für in Spanien sitzende nationale und internationale Verfahren.
Bedeutung für den spanischen Markt
Madrid hat sich in den letzten Jahren als bedeutender Schiedsort etabliert: so rückte Madrid in die „Top 10“ der bevorzugten ICC-Schiedsorte auf, 2023 war Spanisch die zweithäufigste Sprache für ICC-Schiedssprüche (43) und spanisches Recht wurde in 33 ICC-Fällen angewandt . Auch Parteien und Schiedsrichter spanischer Nationalität belegen Spitzenplätze in den ICC-Statistiken. Dies zeigt: Madrid ist nicht nur ein gefestigter Schiedsstandort, sondern verfügt auch über erhebliches Ausbaupotenzial für Verfahren mit spanischem Bezug.
Mit der Allianz CIAM–CIAR verfügt Spanien über eine institutionelle Schiedsgerichtsbarkeit, die speziell auf iberoamerikanische Fälle ausgerichtet ist (Spanisch/Portugiesisch, regionale Nähe) und zugleich international auftritt. 2024 traten die neuen Schiedsregeln des CIAM-CIAR in Kraft. 2025 wurde zudem eine Integration mit CAM Santiago vereinbart – ein weiterer Schritt, um die Reichweite in Lateinamerika auszubauen.
Konsequenz und Fazit
Die neuen gesetzlichen Vorgaben schaffen ein duales System: Während gerichtliche Verfahren zwingend mit einem vorgeschalteten MASC beginnen müssen, können Schiedsverfahren direkt angerufen werden – unabhängig von der Ley Orgánica 1/2025. Für Unternehmen bedeutet dies einen klaren strategischen Vorteil: Schiedsverfahren ermöglichen eine schnelle, vertrauliche und international durchsetzbare Lösung, ohne Umweg über obligatorische Vorverfahren.
Gleichzeitig bleibt die Flexibilität erhalten: Parteien können Mediation oder andere MASC freiwillig ergänzen, um Kosten zu senken oder Vergleichschancen zu nutzen. Insgesamt stärkt die Reform zwar die Bedeutung alternativer Verfahren im staatlichen Justizsystem, hebt aber zugleich die Unabhängigkeit und Attraktivität der Schiedsgerichtsbarkeit hervor. Für international tätige Parteien in Spanien ist dies ein starkes Argument, Schiedsklauseln proaktiv in ihre Verträge aufzunehmen.
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