Viele Kanzleien. Ein starkes Netzwerk.
Aktuelles
Neues aus Markt und Netzwerk
 

Medizinrecht aktuell Französisches Urteil im PIP-Skandal - TÜV zu Schadensersatz verurteilt

Im s.g. PIP-Skandal um minderwertige Brustimplantate hat ein französisches Berufungsgericht jetzt ein Urteil gesprochen. Den Klägerinnen, deren Klage als zulässig bewertet wurde, ist Schadensersatz zugesprochen worden.

Der TÜV Rheinland hatte vor einigen Jahren die synthetischen Brustimplantate der französischen Firma Poly Implant Prothèse (PIP) geprüft und bestätigt, dass das Qualitätssicherungsverfahren des Herstellers den gesetzlichen Anforderungen genügt. Weltweit waren daraufhin die letztlich minderwertigen Implantate bei schätzungsweise mehreren Millionen Frauen eingesetzt worden. Die Implantate erwiesen sich im Nachgang als reißanfällig, sodass das für den Körper giftige Silikon aus den Implantaten in das Brustgewebe hinein austreten konnte.

Das Produkt konnte damals nur deshalb auf den Markt gebracht werden, weil der TÜV eine entsprechende Zertifizierung ausgesprochen hatte. Die Prüfung durch den TÜV sei mangelhaft gewesen, es hätte nicht nur das Qualitätssicherungssystem, sondern auch das verwendete Silikon näher geprüft werden müssen, so das Berufungsgericht im französischen Aix-en-Provence. Da der TÜV eine entsprechende Prüfung nicht durchgeführt hat, haftet er den betroffenen Klägerinnen für den Ersatz des entstandenen Schadens.

Bei über 13.000 Betroffenen hatte das Berufungsgericht in Aix-en-Provence einen Schadensersatzanspruch zugesprochen. Bei weiteren gut 6.000 Betroffenen ist die Klage als unzulässig abgewiesen worden, weil sich aus den vorgelegten Unterlagen nicht hinreichend sicher ergab, dass tatsächlich das minderwertige Implantat eingesetzt worden war.

Der TÜV hat angekündigt, die Entscheidung bei dem s.g. Kassationsgericht, vergleichbar mit dem deutschen Bundesgerichtshof, überprüfen zu lassen.

Beitrag veröffentlicht am
12. Februar 2021

Stichworte in diesem Beitrag

Diesen Beitrag teilen

Alle Fachbeiträge zeigen

Finanzrecht
03.11.2025

Ausbildung an privater Fernuniversität: Kindergeldanspruch für studierenden Sprössling

Auch für ein bereits erwachsenes Kind können Sie noch Kindergeld erhalten - unter bestimmten Voraussetzungen. Etwa wenn das Kind noch studiert. Aber sind an ein solches Studium ebenfalls bestimmte Voraussetzungen geknüpft? Im Streitfall bemängelte die Familienkasse, das Studium werde nicht ernsthaft betrieben. Daher stellte sich die Frage, ob an ein Studium an einer privaten (Fern-)Universität strengere Anforderungen zu stellen sind als an ein Studium an einer staatlichen Hochschule. Das Finanzgericht Münster (FG) musste hierzu entscheiden.

Beitrag lesen
computer online kauf shopping
Internetrecht
31.10.2025

Ab Juni 2026: Die gesetzliche Pflicht zum Widerrufsbutton im Online-Handel – Was Unternehmen beachten müssen

Ab Juni 2026 müssen Online-Händler eine wesentliche Neuerung beachten: Für alle, die online Verträge mit Verbrauchern abschließen, gilt künftig die Pflicht, einen sogenannten Widerrufsbutton bereitzustellen. Damit setzt der deutsche Gesetzgeber die europäische Richtlinie 2023/2673 um. Noch liegt das konkrete Umsetzungsgesetz nicht vor, dennoch ist klar: Die Pflicht wird nahezu alle betreffen, die nicht unter klar definierte Ausnahmen fallen. Jetzt gilt es zu prüfen, ob Ihr Unternehmen betroffen ist und rechtzeitig die Weichen für eine gesetzeskonforme Umsetzung zu stellen. Im Folgenden geben wir einen praxisorientierten Überblick zu Anwendungsbereich, Ausnahmen, technischen und rechtlichen Umsetzungspflichten sowie wichtigen Schritten zur Vorbereitung.

Beitrag lesen
Gesellschaft Meeting Büro
Gesellschaftsrecht, Insolvenzrecht
30.10.2025

Sicherung von Verbindlichkeiten der GmbH durch den Gesellschafter

Die Sicherung von Verbindlichkeiten der GmbH durch den Gesellschafter ist insbesondere im Kontext einer etwaigen Insolvenz von erheblicher Bedeutung. Gesellschafter sehen sich hierbei mit besonderen rechtlichen und finanziellen Risiken konfrontiert, wenn sie für Schulden der Gesellschaft persönliche Sicherheiten stellen.

Beitrag lesen